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Mit seinem 1670 anonym veröffentlichten Tractatus theologico-politicus (dt. Theologisch-politischer Traktat) bezog Baruch de Spinoza Stellung im seinerzeit herrschenden Machtkampf in der Republik der Vereinigten Niederlande. Der holländische Philosoph sephardischer Herkunft begründete hier die Notwendigkeit der Meinungsfreiheit, der Trennung von Philosophie und Theologie sowie der Unterordnung der religiösen unter die weltlichen Autoritäten. Die Grundlage seiner Argumentation bildete eine in ihrer Radikalität beispiellose Bibelkritik. Auch die Gleichsetzung von Gott und Natur, die Spinoza in seinem erst postum erschienenen Hauptwerk, der Ethik, systematisch vollzog, findet sich in der weithin als gotteslästerlich verurteilten und bald verbotenen politischen Streitschrift bereits angedeutet. Die jüdische Rezeption Spinozas war von Beginn an durch den Bann gehemmt, mit dem er 1656 in Amsterdam aus der jüdischen Gemeinschaft exkommuniziert wurde. Im Zuge der deutschen Spinoza-Renaissance der Goethezeit entwickelte sich der häretische Frühaufklärer jedoch für säkulare jüdische Denker zu einer Identifikationsfigur, die schließlich im Zionismus eine nationale Apotheose erfuhr.
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