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In den Jahren 1806 und 1807 berief Kaiser Napoleon zwei große Versammlungen jüdischer Würdenträger aus den seiner Herrschaft unterstehenden Territorien nach Paris ein. Deren Ziel war es zu ermitteln, inwiefern Juden dem neuen Ideal des französischen Staatsbürgers entsprachen oder sich daran anzupassen bereit waren. Der aus Laien und Rabbinern gebildeten Notabelnversammlung legte Napoleon einen Katalog von zwölf Fragen vor. Da er die Gültigkeit von deren Beschlüssen in Zweifel zog, berief er eine weitere Zusammenkunft von 71 jüdischen Vertretern ein, der er in Anlehnung an den Sanhedrin des Altertums den Titel »Grand Sanhédrin« verlieh. Erstmals bezog ein Staat jüdische Repräsentanten in die Verhandlung der Bedingungen ihrer Emanzipation und Akkulturation ein; zugleich stellte Frankreich damit auch die 1791 erlangte staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden wieder zur Disposition. Die jüdischen Delegierten bestätigten die Vereinbarkeit jüdischer Lebensformen und religionsgesetzlicher Vorschriften mit dem Code Civil und den Grundideen der Aufklärung, während Napoleon davon unbeeindruckt 1808 das Décret infâme erließ.
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