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Da Juden in Europa ihren Lebensunterhalt im 18. Jahrhundert aufgrund der ihnen auferlegten gesetzlichen Beschränkungen in der Mehrzahl durch Handelsgeschäfte erwarben, galten sie vor allem in den Verwaltungsapparaten der absolutistischen Staaten als »unproduktiv«. Staatliche Bemühungen um eine »Produktivierung« der Juden zielten deshalb auf eine Veränderung der jüdischen Berufsstruktur hin zu Landwirtschaft und Handwerk. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts übernahmen vor allem jüdische Aufklärer die Argumente der »Produktivierungs«-Debatte und noch im späten 19. Jahrhundert bemühten sich jüdische Philanthropen mit Vereinsgründungen und einer organisierten jüdischen Sozialpolitik, »die Juden produktiv zu machen«. Während jene Bemühungen, den Anteil der Juden in Handwerk und Landwirtschaft zu erhöhen, insgesamt betrachtet scheiterten, erfuhr ihre Berufsstruktur vor allem im mitteleuropäischen Raum jedoch grundlegende Veränderungen: Zählten die Juden mit Ausnahme der Hoffaktoren noch im 18. Jahrhundert größtenteils zu den armen Handeltreibenden, stiegen sie bis ins 20. Jahrhundert als Kaufleute, Fabrikanten und Verleger in die bürgerlichen Mittelschichten auf. Zudem traten sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – als Ärzte, Anwälte, Journalisten und Kulturschaffende – vermehrt in die freien Berufe ein, nicht zuletzt, da ihnen auch nach der erfolgten Emanzipation die Anstellung im Staatsdienst weitestgehend verwehrt blieb.
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