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Das Verhältnis der Juden Polens zur polnischen Sprache war vielschichtig und ambivalent: Von den einen als Ausdruck höchster kultureller Vervollkommnung und einer natürlichen Zugehörigkeit zu Polen befürwortet, wurde sie von den anderen als Mittel staatlich forcierter Angleichung von Differenz und als Bedrohung von Jüdischkeit ( yidishkayt) wahrgenommen. Dabei war das Leben der Juden in Polen seit den Anfängen mehrsprachig: Neben dem überwiegend im Alltag gesprochenen Jiddisch waren Polnisch, aber auch Deutsch, Russisch, Weißrussisch oder Ukrainisch Sprachen, die von Juden in Polen verstanden und verwendet wurden; hinzu kam das Hebräische, das zunächst als Sprache des Ritus gepflegt wurde. Die polnische Sprache nahm vor allem in der Folge der Aufklärung und im Verlauf des 19. Jahrhunderts für eine weltlich gebildete jüdische Elite an Bedeutung zu. Nach 1918, im wieder gegründeten polnischen Nationalstaat, sprachen mehr und mehr Juden Polnisch im Alltag, wozu nicht zuletzt das polnische Bildungswesen beitrug. In dieser Konstellation wurde säkulare jüdische Alltagskultur gleichzeitig in den Sprachen Jiddisch und Polnisch sowie in geringerem Ausmaß auch in Hebräisch gelebt. So konnte auch ein Selbstverständnis wie das einer »jüdischen Polonität« entstehen, in der jüdische Kultur in polnischer Sprache stattfand.
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