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Die im späten 17. Jahrhundert entstehende Tradition der protestantischen Judenmission war eng mit dem heilsgeschichtlichen Denken des Pietismus verbunden. Seit ihren Anfängen war sie gekennzeichnet durch das Spannungsverhältnis zwischen dem Interesse an jüdischer Geschichte und Literatur, der Verneinung der religiösen Existenzberechtigung des Judentums und dem Ziel der Bekehrung des jüdischen Volks in Erwartung der endzeitlichen Vollendung der Menschheitsgeschichte durch die Wiederkunft Jesu Christi. Als Teil der lutherischen Erweckungsbewegung ging insbesondere die deutsche Judenmission im 19. Jahrhundert Allianzen mit der preußisch-konservativen Ideologie des »christlichen Staats« ein, lehnte liberale Konzepte der bürgerlichen Gleichberechtigung ab und reagierte feindselig auf jüdische Versuche der kulturellen Selbstbehauptung. Trotz teilweiser Übereinstimmung mit Einstellungen des modernen Antisemitismus geriet die Judenmission in Deutschland schließlich in Konflikt mit dessen völkisch-rassischen Varianten und wurde von den nationalsozialistischen Behörden zur Selbstauflösung gezwungen.
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